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14.09.2021
Kalenderblatt der Dienste II
Das Kalenderblatt der Dienste ist ein Kind des Lexikons der Geheimdienste im 20. Jahrhundert, das ich – zusammen mit Stefan Schäfer und Matthias Uhl – im Jahre 2003 herausbrachte. Es entwickelte sich in den Folgejahren weiter zu einem Umfang, der es ausschließt, veröffentlicht zu werden. Jetzt, nach Jahren, mache ich mir einen Spaß daraus, den Leser in eine Art Chronologie ab und an hineinsehen zu lassen. Leider ist dieses Verfahren aufwendiger, als ich es mir vorgestellt hatte, denn immer wieder gerate ich in Zweifel, ob das, was das steht, auch stimmt, so dass neue Recherchen nötig werden.

16. September 2021 – 120. Geburtstag der sowjetischen Agentin Jeanne Großvogel-Pesant; 60. Todestag des sowjetischen Geheimdienst-Funktionärs Wolf Stern; 125. Geburtstag des Theologen und Mehrfachagenten Eduard Winter; 110. Geburtstag des sowjetischen Fallschirmagenten Franz Berger

Jeanne Großvogel-Pesant (16.9.1901 Bevere-Audenarde/Belgien-6.7.1944 Berlin, hingerichtet), ?Französin, sowjetische Agentin. Ehefrau und Helferin des Agenten Leo Großvogel. Sie leitet die Ostender Filiale der Tarnfirma Le Roi du Caoutchouc, wird bei der Fahndung nach der Roten Kapelle am 25.11.1942 festgenommen und am 6.7.1944 durch Enthaupten in Berlin-Charlottenburg hingerichtet.

Wolf Stern (urspr.: Jonas Leib Stern) (15.12.1897 Woloka/Bukowina/Österreich-Ungarn-16.9.1961), sowjetischer Geheimdienst-Funktionär, deutscher Offizier. Bruder von Manfred Stern. Im Ersten Weltkrieg als Fähnrich in der k.u.k. Armee; danach in der rumänischen Armee; aus dieser in den 1920er Jahren in die Sowjetunion desertiert. Tätigkeit für die GRU; Auslandseinsätze in Wien (Ende der 20er Jahre) und Paris (Anfang der 30er Jahre) und Spanien. Anfang 1939 erneut in der Sowjetunion. 1941-50 in der Kriegsgefangenenarbeit des NKWD; dabei 1944/45 für die kommunistische Umerziehung des Feldmarschalls Friedrich Paulus eingesetzt. Anfang der 1950er Jahre verhaftet, unter Hausarrest gestellt. Mitte der 1950er Jahre Ausreise in die DDR, dort Offizier der NVA, zuletzt Oberst und Leiter des Instituts für Militärgeschichte.

Eduard Winter, Prof. Dr. theol. (16.9.1896 Grottau/Nordböhmen-3.3.1982 Ost-Berlin), Theologe, Wissenschaftler, Mehrfachagent. 1915-19 Studium der katholischen Theologie und der Geschichte in Innsbruck. 1919 Priesterweihe, sodann bis 1945 an der Deutschen Universität Prag, dort Promotion und Habilitation, 1929-41 Professor für Kirchengeschichte, 1941 als Mitglied der SS von den priesterlichen Amtspflichten entbunden, Professor für Geistesgeschichte; zugleich mindestens 1945 als Mitarbeiter des SD in Prag eingesetzt. Sodann 1945-47 Forschungs- und Lehrtätigkeit in Wien; zugleich und in der Folgezeit für einen sowjetischen Geheimdienst tätig. 1947 Professor für osteuropäische Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle, dort 1948-51 Rektor. 1951-66 Ordinarius am Institut für Geschichte der Völker der UdSSR der Ost-Berliner Humboldt-Universität; zugleich Mitarbeiter der HVA des MfS.

Franz Berger (16.9.1911 Lichtenegg b. Wels/Österreich-?1942/43, vermisst), österreichischer Hilfsarbeiter, sowjetischer Agent (Decknamen: Reuter, Emil). Mitglied der SDAP, Teilnahme am Februaraufstand 1934. 13.2.1934 in der Oststeiermark verhaftet. Sommer 1934 Flucht über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion. Instrukteur für Alpinistik, Eintritt in die KPÖ. Im Spanischen Bürgerkrieg Bataillonskommandeur (österreichisches Bataillon 12. Februar 1934) bei den Interbrigaden, ab Sommer 1938 Stabschef der XI. Inter-Brigade. 1939 nach Paris geflohen, von dort in die Sowjetunion zurückgereist. Im Frühjahr 1941 aufder Sonderfahndungsliste SU als: B192, RSHA IVA1, IVA2, Stapo Halle/Saale. Agent o. Mitarbeiter der ?GRU. 18./19.5.1942 als Leiter einer Gruppe von Fallschirmagenten (vermutlich der GRU) über den Generalgouvernement abgesprungen. Ums Leben gekommen.


11. September 2021 – 120. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Funktionärs Jonny Dettmer; 80. Jahrestag des von Stalin angeordneten Massenmords an ca. 160 politischen Gefangenen aus dem Gefängnis von Orjol bei der Annäherung der deutschen Wehrmacht, unter den Getöteten etliche Männer und Frauen mit Geheimdienst-Karrieren, so Fritz Eichenwald, Joseph Erdmann, Franz Faustmann, Warwara Jakowlewa, Christian Rakowski, Georgij Sibold und Julius Trossin

Jonny Dettmer (auch unrichtig: Johnny) (11.9.1901 Hamburg-19.5.1934 ebd., hingerichtet), kommunistischer Geheimdienstfunktionär. In den 1920er/30er Jahren im M-Apparat in Hamburg, bereits 1923 beim dortigen Aufstandsversuch als Waffenschmuggler tätig; Anfang der 1930er Jahre Leiter der Roten Marine im M-Apparat; in dieser Funktion führend bei der Ermordung von NS-Mitgliedern tätig. 1933 festgenommen und 1934 im Roten-Marine-Prozess zum Tode verurteilt. Mit dem Beil hingerichtet.

Fritz Eichenwald (russ. Namenszusatz: Moritzowitsch, Эйхенвальд Фриц Морицович) (29.5.1901 Illva/Böhmen-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär (Deckname o. Klarname: Joseph Schmitz). 1921-28 Chemiestudium in Berlin. 1924 Mitglied der KPD und Funktionär in Recklinghausen. Mitarbeiter im BB-Apparat. März 1933 Emigration in die Schweiz, dort Physikstudium. Nach kurzer Verhaftung im Juli 1934 wg. kommunistischer Umtriebe aus der Schweiz ausgewiesen. Über Österreich Anfang 1936 in Prag. Von dort vermutlich 1936 nach Moskau einbestellt, dort als Ingenieur tätig. Am 27.4.1937 verhaftet und am 2.8.1937 wg. Teilnahme an einer Terrororganisation zu 10 (+ 5) Jahren Haft verurteilt. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: E35, RSHA IVE5, Stapo Recklinghausen. Bei Annäherung der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 zusammen mit 160 anderen politischen Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD erschossen. 26.7.1990 in der Sowjetunion posthum rehabilitiert.

Joseph Erdmann (russ. Namenszusatz: Nikolaijewitsch, Эрдман Иосиф Николаевич) (4.12.1900 Labischin/Posen-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), Schlosser, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. Schlosser in Bromberg, Essen, dann 1922 in Berlin. 1918 Mitglied der USPD, 1920 der KPD, 1926 in der Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln, Mai 1927 wg. Kritik ausgeschlossen, Mai 1928 wieder aufgenommen. 1929-33 Stadtverordneter in Berlin; zugleich im AM-Apparat. Februar 1933 festgenommen und in KZ-Haft. Freigelassen und abgetaucht, 1935 Emigration in die Tschechoslowakei. 1936 in die Sowjetunion, dort Anfang November [o.30.10.]1936 im Moskauer Emigrantenhotel Baltschuk verhaftet. Ohne klare Spur verschwunden. 23.7.1937 zu 8 Jahren Lagerhaft verurteilt. 1954 wird Erdmann ehemaliger Frau mitgeteilt, dass er 1936 wg. Spionage für Deutschland zu 10 Jahren Lager verurteilt worden sei. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: E82, Gorki, RSHA IVA1. Bei Herannahem der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 im Gefängnis von Orjol zusammen mit weiteren 160 politischen Häftlingen vom NKWD erschossen. 6.7.1990 posthum in der Sowjetunion rehabilitiert.

Franz Faustmann (russ. Namenszusatz: Simonowitsch, Фаустман Франц Симонович) (25.2.1909 Spital o. Sital am Semmering-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), Bergmann, mutmaßlicher kommunistischer Agent, angeblicher deutscher Agent. 1931 Eintritt in die KPÖ. Ende 1932 in die Sowjetunion ausgewandert. Juni 1937 festgenommen, 25.10.1938 wg. Spionage zu 20 Jahren Arbeitslager verurteilt. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA in der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: F23, Prokpjest, anzuwerben als V-Mann, RSHA IVA2. Bei Annäherung der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 zusammen mit 160 anderen politischen Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD erschossen. Posthum rehabilitiert am 26.7.1990.

Warwara Nikolajewna Jakowlewa (Яковлева Варвара Николаевна) (1.1. o. 19.12.1884 Moskau-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), sowjetische Politikerin, Geheimdienst-Funktionärin. Die Tochter eines wohlhabenden Moskauer Juweliers schlägt frühzeitig die Kariere einer sozialistischen Revolutionärin ein. 1904 Mitglied der SDAPR. In den Folgejahren viermal in Verbannung, aus der sie entkommt, schließlich im Ausland mit Stationen in Paris, Berlin und Warschau. Zur Februarrevolution 1917 zurück in Russland, nimmt an der ZK-Sitzung der SDAPR(B) im Oktober 1917 teil, während der der Aufstand beschlossen wird. Neben anderen Funktionen 1917/18 Mitglied des Kollegiums der Tscheka, nach der Ermordung von Tscheka-Chef Moissej Urizkij am 30.8.1918 De-facto-Vorsitzende der Tscheka des Nordgebietes. Sie übt in dieser Funktion eine Schreckensherrschaft aus, die schließlich im Januar 1919 zu ihrer Ablösung und zum Rückruf nach Moskau führt. Danach in anderen Staats- und hohen Parteifunktionen, vor allem 1930-37 als Kommissarin für Finanzen der Russischen SSR in Moskau tätig, bis zur Verhaftung am 12.9.1937. In den letzten beiden Jahren bis hierhin betätigt sie sich zudem als Denunziantin gegenüber ehemaligen Genossen im Verfolg der Großen Säuberung. Am 24.5.1938 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Bei Herannahen der deutschen Wehrmacht wird Jakolewna zusammen mit 160 anderen politischen Häftlingen am 11.9.1941 im Gefängnis von Orjol nach einer am 8.9.1941 ergangenen Weisung von Lawrentij Berija erschossen. 1958 posthum in der Sowjetunion rehabilitiert.

Christian (Christo) Rakowski (russ. Namenszusatz: Georgijewitsch, urspr. Krystju Statsev, Раковский Христиан Георгиевич) (1.8.1873 Kotel/Dobrudscha-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), sozialdemokratischer später bolschewistischer Funktionär. Vor dem Ersten Weltkrieg sozialdemokratischer Funktionär in Bulgarien und Rumänien. Während des Ersten Weltkriegs zugleich besoldeter Agent des deutschen Auswärtigen Amtes; hierbei enge Zusammenarbeit mit Alexander Helphand. Ab 1917 Mitglied der Bolschewiki. Sodann hoher Funktionär im sowjetischen Partei- und Staatsapparat (im Bild zusammen mit Leo Trotzki, ca. 1918). 1927 erster Parteiausschluss. Im dritten Moskauer Schauprozess 1938 als angeblicher britischer Agent zu 20 Jahren Haft verurteilt. Bei Herannahmen der deutschen Wehrmacht am 11.9.1941 zusammen mit 160 anderen politischen Gefangenen im Gefängnis von Orjol vom NKWD erschossen.

Georgij Wladimirowitsch Sibold (?o. Georg Siebold, Зибольд Георгий Владимирович) (1897-11.9.1941 Orjol, hingerichtet), Deutscher, sowjetischer Geheimdienstfunktionär, zuletzt Intendant zweiten Ranges. 1916 Absolvent der Kriegsschule Pawlowsk. Reserveoffizier. 1924-26 bei der GRU. 1926-28 Beamter im sowjetischen Generalkonsulat in Täbris/Persien, Sekretär im Konsulat Urmia/Persien und im Konsulat Kars/Türkei. 1928-30 Agent mit dem Spitznamen Persansnefti. 1930-36 Gehilfe des Leiters der Sprachenausbildung bei der GRU. 1936-38 stellvertretender Leiter der Registratur der GRU. Im März 1938 aus der Roten Armee entfernt. Bei Herannahmen der deutschen Wehrmacht zusammen mit 160 anderen Häftlingen im Gefängnis von Orjol vom NKWD erschossen.

JuliusTrossin (o. Trosin, Julius Franz, Троссин Юлиус)(15.1.1896 Stettin-11.9.1941 bei Orjol, hingerichtet), Seemann, deutscher Mehrfachagent. Mitglied der KPD, Kurier für die GRU zwischen Hamburg und den USA sowie zwischen dem Baltikum und Frankreich. Am 6.7.1933 von der Gestapo verhaftet, der er zahlreiche Verbindungen aufdeckt. Seine Aussagen führen u.a. zum Zusammenbruch des sowjetischen Netzes in Estland. Trossin wird sodann von der Gestapo als deren Doppelagent in die Sowjetunion geschickt. Dort enttarnt und am 4.8.1933 verhaftet, am 4.11.1933 wg. Spionage zu 10 Jahren Arbeitslager verurteilt. Am 8.9.1941 zum Tode verurteilt, am 11.9.1941 bei der Räumung seines Gefängnisses zusammen mit 157 anderen Inhaftierten vom NKWD erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: T117, Lubjanka-Gefängnis, Moskau, RSHA IVA1, IVA2. In der Sowjetunion posthum rehabilitiert in zwei Verfahren, 1989 und 26.7.1990.

10. September 2021 – 110. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Mitarbeiters Otto Falke; 125. Geburtstag des sowjetischen Geheimdienst-Funktionärs Jakob Locker, alias Franz Miller

Otto Falke (10.9.1911-), Elektromonteur, kommunistischer Geheimdienst-Mitarbeiter. In den 1930er Jahren im E-Ressort (SPD) des AM-Apparats der KPD in Wuppertal, zur Tarnung auch in der SA. 2.7.1936 festgenommen, 6.3.1937 zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.


Jakob Locker (russ. Namenszusatz Germanowitsch; Локкер Яков Германович (10.9.1896 Kronstadt/Siebenbürgen/Österreich-Ungarn-8.5.1939 Butowo b. Moskau, hingerichtet), sowjetischer Geheimdienst-Funktionär, zuletzt Bataillon-Kommissar (17.2.1936) (Decknamen: Friedrich Konrad, Фридрих Конрад, Franz Miller, МиллерФранц). 1912-18 Mitglied der Sozialdemokratischen Union der jüdischen Jugend Paolej Zion, 1912-18 von anarchosyndikalistischen Gruppen, 1918-25 der KPÖ und 1925-27 der KPD, seit 1927 der KPdSU. Im Ersten Weltkrieg Soldat der k.u.k. Armee, gegen Kriegsende desertiert. Seit 1921 bei der Roten Armee unter dem Decknamen Franz Johannowitsch (o. Iwanowitsch) Miller (МиллерФранцИоганнович, Иванович), geb. 1896 in Danzig, zunächst als Illegaler der GRU in Lemberg Aufbau eines illegales kommunistisches Netzwerks (zusammen mit Ignatz Reiss-Porezkij). Sodann als Agent in Österreich, Deutschland, Polen, Rumänien und China. Ende der 1920er Jahre in Wien, bzw. Wiener Neustadt. Dort mit ca. 60 Agenten aufgeflogen. Flieht nach Berlin. Dort unter den Namen Franz Birk bzw. Jacob Locker Beziehung zur Abwehr IIIF (Richard Protze, der ihn zutreffend als Stabshauptmann und Agenten in China unter Borodin beschreibt). Wickelt über diesen mit Genehmigung der Reichswehrführung den Ankauf von U-Bootkonstruktionsunterlagen in Den Haag (deutsche Tarnfirma unter Korvettenkapitän Blum) ab. Beliefert die Abwehr mit Informationen über die polnische Armee; setzt hierfür zwei ungarische Offiziere (Juden) als Unteragenten ein (?Decknamen: Ungern, einer davon Fritz). Kurz vor Hitlers Machtergreifung aus Berlin abgezogen. Sodann weiterhin Kontakte zur Abwehr in der Schweiz o. über die Schweiz (noch 1937).Von dort 1937 nach Moskau zurückbeordert, aus der Roten Armee entlassen. Vor der Festnahme wohnhaft in Moskau, Hotel Nowo-Moskowskaja als Bataillons-Kommissar der GRU. Verhaftet im Februar 1939 wg. Spionage; vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der Sowjetunion am 14.3.1939 zum Tode verurteilt, am 8.5.1939 erschossen. Posthum rehabilitiert am 4.8.1956.

7. September 2021 – 135. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Mitarbeiters Hermann Ungar

Hermann Ungar (?recte: Unger, Унгер Герман) (7.9.1886 Kassel-6.11.1937 Butowo b. Moskau, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1914 als Techniker nach Königsberg, 1915 als Techniker und Ingenieur in Berlin, 1918 Mitglied der SPD, 1919 der USPD, 1923 der KPD. 1929 als Oberingenieur bei der sowjetischen Handelsvertretung angestellt, in Wirklichkeit beim AM-Apparat beschäftigt. Als Anfang 1934 mehrere deutsche Mitarbeiter der sowjetischen Handelsvertretung von der Gestapo verhaftet werden, entkommt Ungar in die Sowjetunion. Dort bei der Eisenbahn beschäftigt, im Juli o. am 10.8.1937 vom NKWD verhaftet, am 16.11.1937 wg. Spionage für Deutschland und Mitgliedschaft in einer rechtstrotzkistischen terroristischen Organisation vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der Sowjetunion zum Tode verurteilt, am selben Tag erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: U14, Moskau, als V-Mann anzuwerben, RSHA IVA1, IVA2. In der Sowjetunion am 23.3.1998 posthum rehabilitiert. Die Ehefrau, Elfriede Ungar (14.8.1892-27.9.1967), wird am 2.12.1937 in der Sowjetunion festgenommen und im Juni 1938 nach Deutschland ausgewiesen; ihr Mann wird ihr gegenüber im Nachhinein zum 31.12.1937 für tot erklärt.

3. September 2021 – 90. Geburtstag des Militär-Geheimdienstlers Günter Oldenburg; 160. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Mitarbeiters Heinrich Arenz; 40. Todestag des sowjetischen Militär-Geheimdienstlers Alexej Asmolow

Günter Oldenburg (3.9.1931 Stettin-18.6.2010), NVA-Offizier, zuletzt Generalmajor (7.10.1974). 1949 Eintritt in die Deutsche Volkspolizei, später Wechsel zur NVA. 1982-87 Militärattaché in der Sowjetunion. 1987 kommandiert zum Chef der Aufklärung im Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR, 1989 stellvertretender Chef Aufklärung und Chef der 2. Verwaltung Bereich Aufklärung; bis 30.4.1990: Entlassung in den Ruhestand.

Heinrich Arenz (3.9.1861 Köln-4.9.1943 Bonn, Selbstmord), Straßenbahnschaffner, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. In den 1930er Jahren Mitglied im AM-Apparat der KPD. Im März 1933 in den Kölner Stadtrat gewählt, kann jedoch das Mandat wg. des Verbots der Betätigung der KPD nicht antreten. Flieht ?1934 nach Frankreich. Dort bei Kriegsbeginn interniert. Wird 1940 durch das RSHA irrtümlich zur Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben. 1943 in Frankreich festgenommen und nach Deutschland überstellt, Selbstmord in der Haft.

Alexej Nikitowitsch Asmolow (Асмолов Алексей Никнтович) (30.3.1906 Alexaschkino-3.9.1981 Moskau), sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: Leonid), zuletzt Generalmajor (19.4.1945). Ab 1928 Angehöriger der Roten Armee, 1932 Mitglied der KPR(B). 1939 Abschluss an der Frunse-Militärakademie. 1942 Abteilungsleiter für die Partisanenbewegung beim Kriegsrat der Nordwestfront. Leitet 1941-43 Partisaneneinsätze im Raum Leningrad. Im August 1944 als Oberst Leiter eines Kommandounternehmens, das mit 1000 Fallschirmspringern im Raum Banska Bystrica durchgeführt wird, um in der Slowakei einen Aufstand gegen die deutsche Besatzung auszulösen; das Unternehmen scheitert. Asmolow wird hierbei von den Sowjets als stellvertretender Stabschef der slowakischen Verbände eingesetzt. 1952 Abschluss an der Akademie des Generalstabes, jedoch weiterhin für das MGB und später den KGB tätig. 1956 nach der Geheimrede Chruschtschows in den Ruhestand.


2. September 2021 – 120. Geburtstag de slowakischen Politikers und ungarischen Agenten Franz Karmazin

Franz Karmazin (2.9.1901-25.6.1970), Politiker, Agent. Vor dem Zweiten Weltkrieg führender Funktionär der Karpathendeutschen Partei; während des Krieges Staatssekretär in der Slowakei; deswegen in der Tschechoslowakei 1947 in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Lebt nach dem Krieg unter dem Aliasnamen Franz Dibak in Westdeutschland; führender Funktionär der sudetendeutschen Landsmannschaft und des Witiko-Bundes; zugleich Agent des ungarischen Geheimdienstes.

31. August 2021 – 80. Todestag der russischen Dichterin und mutmaßlichen sowjetischen Agentin Marina Zwetajewa

Marina Iwanowna Zwetajewa (26.9./8.10.1892 Moskau-31.8.1941 Jelabuga/Tatarische SSR), russische Dichterin, Schriftstellerin, mutmaßliche sowjetische Agentin. 1908 Studium der Literaturgeschichte an der Sorbonne, Paris. Lebt während des Ersten Weltkriegs auf der Krim, während des Bürgerkriegs in Moskau, wo eine ihrer beiden Töchter verhungert. Flieht 1922 nach Deutschland, in Berlin 15.5.-Ende Juli 1922, wohnt dort vorübergehend beim GPU-Agenten Ilja Ehrenburg. Sodann zusammen mit ihrem Mann, Sergej Efron, in Prag. Von dort 1925 nach Paris, nur geringe Beachtung als Dichterin. Wie ihr Ehemann Sergej Efraon wird auch sie vermutlich Agent der OGPU; erhält nach dessen Flucht nach Moskau sein Gehalt in Paris ausbezahlt. 1939 Rückkehr nach Moskau. Dort 1941 nach Jelabuga ausgewiesen, begeht sodann Selbstmord. Ihre Werke werden ab Mitte der 1950er Jahre von ihrer Tochter Adriana herausgegeben. Gilt heute als eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts.

30. August 2021 – 140. Geburtstag des deutsch-finnischen Agenten Walter von Gerich

Walter Harald von Gerich (30.8.1881 Helsingfors/Finnland/Russisches Reich-1.9.1939 Helsinki/Finnland, Unfalltod), deutscher Agent (Deckname: Friedrich Walter von Rautenfels). 1905/06 Leutnant in einem finnischen Gardeverband der russischen Armee. 1907-16 Direktor des Wyborger Gefängnisses. September/Oktober 1916 illegal über Schweden nach Deutschland ausgereist. Nunmehr (?und zuvor) Agent des Marinenachrichtendienstes N, von diesem als diplomatischer Kurier getarnt, reist u.a. mit Sprengstoff im falsch deklarierten Diplomatengepäck zwischen Berlin Schweden und Norwegen. Dort nach Beobachtung durch die norwegische Polizei in Flagranti festgenommen und Ende Juni 1917 abgeschoben. Der Fall um diesen zugleich aufgeflogenen deutschen Sprengstoffverteilungsring löst die Rautenfels-Affäre aus. Von Deutschland aus Anfang 1918 zum Finnland-Unternehmen, dort Offizier bei den Weißen. Danach als Geschäftsmann in Finnland tätig.

28. August 2021 – 60. Jahrestag der Entführung des Journalisten Hans Joachim Helwig-Wilson nach Ost-Berlin; 65. Todestag des Sowjetagenten Rudolf Herrnstadt; 110. Geburtstag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs Iwan Agajanz

Hans Joachim Helwig-Wilson (12.3.1931 Berlin-14.9.2009), Bildjournalist, vorgeblicher Agent. In den 1950er Jahren als Bildreporter für das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen tätig. Am 28.8.1961 unter einem Vorwand in die Redaktion der Zeitung Neues Deutschland nach Ost-Berlin gelockt, dort festgenommen und am 22.2.1962 wg. angeblicher Spionage und schwerer Hetze zu 13 Jahren Haft verurteilt, von denen er vier Jahre in der DDR verbüßen muss. H-W. war ohne sein Wissen wegen seiner Kontakte zu dem DDR-Überläufer Heinz Lippmann durch den Doppelagenten Michael Gromnica dem MfS gegenüber als BfV-Quelle Linse bezeichnet worden. 1965 Abschiebung in die Bundesrepublik. 1967-93 in der Presseabteilung des Berliner Senats.

Rudolf Herrnstadt (Гернштадт Рудольф)(18.3.1903-28.8.1966 Halle/Saale), Journalist, sowjetischer Agent (Deckname: Arbin o. Albin, Албин), kommunistischer Spitzenfunktionär. In den 1920er Jahren im AM-Apparat der KPD, Redakteur beim Berliner Tageblatt, 1928 als dessen Korrespondent nach Prag, seit 1929 Agent der GRU, 1932 deren Resident in Warschau. 1933 Rückruf nach Moskau, im selben Jahr nach Prag entsandt, sodann wieder in Warschau, dort zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Sowjetagentin Ilse Stöbe (Alta), der er im August 1939 die Leitung des Rings übergibt, u.a. den von ihm als sowjetische Spitzenquelle geworbenen und geführten Diplomaten Rudolf von Scheliha. 1939-45 als Emigrant in der Sowjetunion, Mitarbeiter der Komintern; hierbei 1942/43 Instrukteur für sowjetische Fallschirmagenten, sodann Mitbegründer des NKFD. 1945 Rückkehr nach Deutschland, Spitzenfunktionen in der SED, u.a. Chefredakteur des Neuen Deutschland, bis Juli 1953: Verlust aller Ämter, 1954 wegen fraktioneller Tätigkeit aus der SED ausgeschlossen. (im Bild links, zusammen mit dem Mit-Agenten Rudolf Kegel, 1946).

Iwan Iwanowitsch Agajanz (АгаянцИванИванович) (28.8.1911 Jelisabetpol-12.5.1968 Moskau), sowjetischer Geheimdienstfunktionär, zuletzt Generalmajor. Armenier. Seit 1930 Mitarbeiter der OGPU. 1936 zur Auslandsaufklärung versetzt (INO). Ein Jahr später unter der Tarnung eines Mitarbeiters der sowjetischen Handelsvertretung in Paris als Agent der INO tätig. Schleust 1938 die spanischen KP-Funktionäre Josè Diaz und Dolores Ibárruri nach Moskau. Ab 1941 Resident des NKGB im Iran (Deckname: Iwan Iwanowitsch Angarow). Nach Kriegsende erneute Tätigkeit in Paris, dort NKGB-Resident. 1947 Rückkehr nach Moskau, dort in der Zentrale der Auslandsaufklärung in verschiedenen Dienststellungen eingesetzt; zunächst Chef der für Europa zuständigen Verwaltung, dann seit 1959 Chef der neuen Abteilung D(esinformation); löst in dieser Funktion durch die Belieferung der Zeitschrift Der Spiegel mit KGB(?)-Material den Sturz von Verteidigungsminister Franz Josef Strauß aus (® Spiegel-Affäre). 1967 Ernennung zum stellvertretenden Chef der 1. Hauptverwaltung des KGB.
 

27. August 2021 – 120. Geburtstag des französischen Sowjetagenten Pierre Villon

Pierre Villon (urspr.: Roger Samuel Ginsburger; auch falsch: Roger Walter Ginsburg) (27.8.1901 Sulz/Oberelsaß [heute: Soultz/Dep. Haut-Rhin]-6.11.1980 Vallauris/Dep. Alpes-Maritimes), Architekt, kommunistischer Politiker, sowjetischer Agent (Decknamen: Antoine; Cantais; Philippe; Walter). Ende der 1920er Jahre als Architekt in Paris tätig; gleichzeitig unter dem Decknamen Walter Anlaufpunkt für Komintern-Agenten. Bereits gleich nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in den Untergrund abgetaucht; Annahme des Namens Pierre Villon, den G. später beibehält. 8.10.1940 festgenommen; 17.1.1942 aus der Haft entflohen, Mitgründer des Front National, ab 1942 im Conseil National de la Resistance. Nach dem Krieg bekannter kommunistischer Politiker, 1946-76 (mit einer Unterbrechung 1962-67) Mitglied der Nationalversammlung und führender Funktionär der KPF.


25. August 2021 – 115. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienstlers Josef Bender; 115. Geburtstag des Abwehrmitarbeiters, CDU-Politikers und angeblichen Gestapo-Agenten Eugen Gerstenmaier

Josef Theo Bender (25.8.1906 [Wuppertal]-Elberfeld-?), Arbeiter, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. Ab ca. 1931 Leiter des AM-Apparats der KPD in Wuppertal. Wird 1940 vom RSHA irrtümlich in Großbritannien vermutet und zur Fahndung dort ausgeschrieben. Im deutschen Machtbereich festgenommen und am 4.3.1942 zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Eugen Gerstenmaier, Dr. Dr. (25.8.1906-13.3.1986), Theologe, Politiker, angeblicher Agent. Im Zweiten Weltkrieg am aktiven Widerstand gegen Hitler beteiligt. Beschäftigt beim Auswärtigen Amt, sodann beim Amt Ausland/Abwehr; nutzt diese Dienststellung für Reisen in die Schweiz. Am Tag des Attentats vom 20.7.1944 verhaftet und am 11.1.1945 zu einer siebenjährigen Zuchthausstrafe verurteilt (Bild: G. vor dem Volksgerichtshof); im April 1945 befreit. Nach dem Krieg prominenter Politiker der CDU, u.a. seit 1949 MdB und seit 1954 Präsident des Deutschen Bundestages. In den 1960er Jahren Opfer einer lang andauernden Verleumdungskampagne mit der Behauptung, Gerstenmaier sei SD-Agent (Registriernummer P 38/546) gewesen und habe den Auftrag gehabt, in die Verschwörer des Kreisauer Kreises einzudringen, die er sodann der Gestapo denunziert habe. Maßgeblicher Miturheber und Bearbeiter der Aktion ist der MfS-Agent Hans-Joachim Seidowsky. Die Kampagne, die in Westdeutschland willig aufgegriffen wird, ist ein Auftragswerk des SED-Politikers Albert Norden an die Abteilung X (Desinformation) der HVA. Da die ursprüngliche Kampagne keine rechte Wirkung zeigt, wird Ende der 1960er Jahre das Gerücht nachgelegt, Gerstenmaier habe zu Unrecht Wiedergutmachungsleistungen erhalten; diese Angelegenheit wird im Januar 1969 von der Zeitschrift Stern „enthüllt“; Gerstenmaier tritt daraufhin von seinem Posten als Bundestagspräsident zurück. Die kurz darauf von Albert Norden veröffentliche Broschüre Vom SD-Agenten... geht in ihrer politischen Wirkung ins Leere; ein durch Desinformation dauerhaft beschädigter Politiker bleibt zurück. Ein Ermittlungsverfahren wg. des Verdachts des Betruges wird 1974 eingestellt.


21. August 2021 – 80. Todestag des kommunistischen Geheimdienstlers Johann Dombrowski; 100. Geburtstag des CDU-Politikers und MfS-Agenten Wolfgang Heyl

Johann Dombrowski (13.4.1903 Stolp-21.8.1941 Berlin, hingerichtet), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1923 Mitglied der KPD. 1925 führend am Aufbau des Rotfrontkämpfer Bundes beteiligt, Mitarbeiter im AM-Apparat. April-November 1933 KZ-Haft. Dezember 1933 Flucht nach Amsterdam, Rückkehr nach Hamborn. 1937 Leiter des M-Apparats Ruhr, organisiert in dieser Funktion Industrie- und Wehrmachtsspionage. Im März 1939 verhaftet, im März 1941 zum Tode verurteilt, hingerichtet.

Wolfgang Heyl (21.8.1921 Borna-14.5.2014), DDR-Funktionär, Agent. 1939 Mitglied der NSDAP. 1941-45 Wehrdienst, zuletzt Oberleutnant. 1945 kurzfristige sowjetische und US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1945-47 Zimmermann. 1949 Mitglied der CDU (Ost), darin zahlreiche Funktionen, u.a 1958-66 stellvertretender Generalsekretär, sodann bis 1989 stellvertretender Vorsitzender. Auch zahlreiche Staatsfunktionen, u.a. 1958-90 Mitglied der Volkskammer; zugleich (nach Gerken) zumindest in den 1950er/60er Jahren Agent des MfS (Deckname: Herold).


20. August 2021 – 50. Todestag des Luftwaffenoffiziers und Nachrichtendienstlers Jens Peter Petersen: 40. Todestag des sowjetischen Agenten Sándor Radó

Jens Peter Petersen (12.10.1893 Bredebro/Tondern-20.8.1971 Stuttgart) Luftwaffenoffizier, zuletzt Generalmajor (1.1.1944). Im Ersten Weltkrieg Kriegsfreiwilliger, zuletzt als Leutnant d.R. Luftbeobachter. 1934 Eintritt in die Luftwaffe. 1938-30.9.1942 (o. 30.4.1940-27.12.1942) als Oberst Luftattaché in Stockholm (zeitgleich Leiter der KO Schweden o. Resident des SD-Ausland). Danach andere Verwendungen bzw. Führerreserve. 2.5.1945-10.3.1947 Kriegsgefangenschaft.


Sándor Radó (auch: Alexander Rado, Alexander Radolfi) (5.11.1899 Újpest (Budapest)-20.8.1981 Budapest), ungarischer Kartograph und Geograph, sowjetischer Agent (Deckname: Albert, ab 1941 Funkdeckname: Dora). 1917 Einberufung zur k.u.k. Armee; zugleich Beginn des Jurastudiums in Budapest. Dezember 1918 Mitglied er KP Ungarns. 1918/9 Teilnahme an der ungarischen Räterevolution, sodann im Juli Flucht nach Österreich. Beginn des Geographiestudiums in Wien und 1920 Gründung der sowjetischen Nachrichtenagentur Rosta-Wien, die Informationen in die Sowjetunion liefert, und später in Intel umbenannt wird. 1922 Übersiedlung nach Deutschland; Fortsetzung des Studiums in Jena; Mitglied im M-Apparat der KPD. Im Oktoberaufstand 1923 operativer Leiter der Proletarischen Hundertschaften in Sachsen. 13.10.1923 Festnahme; 1924 Flucht in die Sowjetunion. Mitte der 1920er Jahre Korrespondent der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS in Berlin, Mitarbeiter der Komintern. 1933 Wechsel nach Paris. 1935 Wechsel zur GRU. Ab März 1936 Resident der GRU in der Schweiz. Gründet im August 1936 zur Tarnung die Presseagentur Atlas Permanent S.A. in Genf. Unterhält ein Agentennetz in der Schweiz. Leitet im Zweiten Weltkrieg, nach dem Abzug von Ursula Kuczynski, die sowjetischen Spionageringe in der Schweiz. Radó taucht im Oktober 1943 nach der weitgehenden Enttarnung seiner Organisation unter; er wird am 18.5.1944 verhaftet, jedoch bereits nach 111 Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt; flieht sodann nach Frankreich. Eine Anklage vor dem Militärtribunal wegen Spionage im Frühjahr 1945 endet nach Intervention des schweizerischen Nachrichtendienstes mit dem Freispruch von Radó, der kurz darauf nach Moskau zurückgerufen wird; dort verhaftet und zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt (1947 in Abwesenheit in der Schweiz wegen Spionage verurteilt), aus der er 1955 freigelassen wird. Sodann Übersiedlung nach Ungarn, wo er bis 1966 Geografie und Kartografie lehrt.


19. August 2021 – 140. Geburtstag des holländischen Mehrfachagenten Alois Snep

Alois (Aloisius) Petrus Laurenzius Snep (19.8.1881 Westervoord-März 1961 St. Albans/England), Niederländer, Polsterer, Dekorateur, Mehrfach-Agent (deutscher Deckname: GV88; sonst: Sloot; Slooter; Sleeper). Vor Beginn des Ersten Weltkriegs als britischer Agent gegen Deutschland, von Amsterdam aus operierend, im ?Juli 1914 in Duisburg festgenommen. 1914 in Deutschland wg. Spionage zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, die zum Teil in Essen verbüßt werden. Ende 1918 auf freien Fuß gesetzt. Erneut gegen Deutschland operierend, später an den französischen Dienst übergeben, als Briefe schreibender Werber tätig. 1935 erneut in Hannover und im Ruhrgebiet in Erscheinung getreten. Von Abwehr III F gegen Zahlung von 25.000 Mark überworben; verrät die französischen Hintermänner, u.a. den Leiter der Marinespionage in Dünkirchen, Henri Trautmann, und den angeblichen Konsulatsbeamten Fontes in Amsterdam; in den kommenden Jahren gegen ein monatliches Fixum für Richard Protze als Doppelagent tätig. Führt 1938-40 für Protze die Verbindung zu dem MI6-Mitarbeiter aus dessen holländischer Residentur, Folkert Arie van Koutrik (unter dessen Abwehr-Decknamen Walbach). Beim Einmarsch der Deutschen in Holland 1940 flieht Snep in die Schweiz.

17. August 2021 – 115. bzw. 110. Geburtstag der SD-Funktionäre und Kriegsverbrecher Eduard Strauch und Martin Sandberger

Eduard Strauch (17.8.1906 Essen-15.9.1955 Uccle/Belgien), SD-Funktionär, zuletzt SS-Obersturmbannführer (20.4.1939). 1931 Mitglied der SA, Dezember 1931 Übertritt in die SS. Ab 1.7.1934 hauptamtlich beim SD. September bis Dezember 1939 SD-Einsatz in Polen. Ab 1.3.1941 Leiter des SD-Leitabschnitts Königsberg. 4.11.1941 Leiter des Einsatzkommandos 2, 3.12.1941 Leiter des Sonderkommandos 1b zugleich BdS Weißruthenien (Minsk); bis 24.6.1943; sodann Verbindungsmann des SD beim Chef der Bandenkämpfe (von dem Bach-Zelewski), 5.4.1944 Beauftragter des RSHA-Chefs Ernst Kaltenbrunner beim Militärbefehlshaber Belgien und Nordfrankreich, 31.5.1944 KdS Wallonien (Lüttich); bis 11.10.1944. 21.10.1944 Einberufung zur Waffen-SS, Ic-Generalstabslehrgang. Verwendung nach dem 16.12.1944 unklar. Nach dem Krieg im Einsatzgruppenprozess zum Tode verurteilt, sodann nach Belgien ausgeliefert, dort erneut zum Tode verurteilt und in einem Krankenhaus in Uccle verstorben.

Martin Carl Sandberger, Dr. jur. (17.8.1911 [Berlin]-Charlottenburg-30.3.2010 Stuttgart), SD-Funktionär, zuletzt SS-Standartenführer (30.1.1945). Seit Mai 1935 für den SD tätig, ab Januar 1936 hauptamtlich. 1939/40 als Sturmbannführer Leiter der Einwandererzentrale beim Chef der Sipo und des SD; zugleich stellvertretender Gruppenleiter I B (Erziehung, Ausbildung, Schulung) im RSHA. Juni-Dezember 1941 Chef der Einsatzgruppe 1 a; 3.10.1941-Herbst 1943 zum Teil gleichzeitig auch Kommandeur der Sipo und des SD (KdS) in Estland. Sodann Rückkehr zum Amt I des RSHA. 1.12.1943 Leiter der Gruppe VI A (Organisation) des Amtes VI (SD-Ausland); bis Kriegsende. Nach dem Krieg im Nürnberger Einsatzgruppenprozess am 10.4.1948 zum Tode verurteilt, 1951 Umwandlung in lebenslange Haft, 1958 entlassen.


15. August 2021 – 80. Todestag des deutschen Agenten Josef Jakobs; 110. Geburtstag des MfS-Funktionärs Hans Fruck

Josef Jakobs (auch: Jacobs) (30.6.1898 Luxemburg-15.8.1941 London, hingerichtet), Deutscher, Agent. August-Dezember 1914 Soldat im 4. Garderegiment zu Fuß, Oktober 1916-November 1918 Leutnant im selben Regiment. 1935-37 in Haft in der Schweiz. Sodann Schiebergeschäfte mit gefälschten Pässen für ausreisewillige Juden. Festgenommen und in KZ-Haft. 1940 von der Abwehr angeworben. 31.1./1.2.1941 als Agent über Ramsay/Huttindonshire/Großbritannien mit dem Fallschirm abgesetzt; hierbei ein Bein gebrochen. Festgenommen, im August 1941 zum Tode verurteilt; Jacobs macht im Gerichtsverfahren vergeblich geltend, als Freund Englands gekommen zu sein. Er wird im Tower erschossen.

Hans Fruck (15.8.1911-15.12.1990), Werkzeugdreher, kommunistischer Funktionär, MfS-Offizier, zuletzt Generalmajor (1953). Im Dritten Reich als Werkzeugdreher Leiter einer illegalen kommunistischen Gruppe, 1943 festgenommen und wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. 1945 Einstellung bei der Polizei. 1950 Wechsel zum MfS, Leiter der Verwaltung von Groß-Berlin. 1956 stellvertretender Leiter der HVA; bis 1977: Entlassung.

13. August 2021 – 115 Geburtstag des sowjetischen Agenten Karl Helfrich

Karl Helfrich, Dr. (13.8.1906 Lampertheim-31.5.1960 Bonn), 1941/42 Mitarbeiter im Auswärtigen Amt; zugleich Lebensgefährte und Mitagent (Deckname: Хир [=?Hier]) der GRU-Agentin Ilse Stöbe (Alta). 12.9.1942 festgenommen (Bild: Erkennungsdienstliche Fotos der Gestapo, 1942). Überlebt das Kriegsende. November 1945 Chefredakteur der Berliner Abendzeitung Kurier. 1948 Teilnehmer eines sowjetisch gesteuerten Kongresses der Intellektuellen zur Verteidigung des Friedens in Breslau.


11. August 2021 – 140. Geburtstag des Abwehroffiziers Günther Schwantes

Günther Schwantes (15.10.1881 Kolberg-11.8.1942 Gläsen/Kr. Lobschütz), Offizier, zuletzt Generalleutnant. 1899 Eintritt in die Armee. 18.5.1901 Leutnant. 1.10.1908 für drei Jahre an die Kriegsakademie kommandiert. 22.3.1912 zum Großen Generalstab kommandiert. Während des Ersten Weltkriegs im Truppengeneralstab, ausgezeichnet mit dem EK II und I sowie dem Hausorden von Hohenzollern. 1.10.1919 der Heeresfriedenskommission zugeteilt. Von dort im Februar 1921 in die Reichswehr versetzt. Nach Truppendienst September 1925 Versetzung ins Reichswehrministerium, Abteilung T3, 1926 Referent in der Abwehrgruppe der Reichswehr. 1927 als Major stellvertretender Leiter der Abwehrabteilung. 1.4.1928-31.1.1930 als Oberstleutnant Leiter der Abteilung. Sodann andere Verwendungen, zuletzt: 1938-41 Divisionskommandeur.


9. August 2021 – 140. Geburtstag des ungarischen Schriftstellers Bela Vago

BelaVago (ung. Vágó Béla; russ. Namenszusatz: Alexandrowitsch, ВагоБельаАльексвндрович) (9.8.1881 Keczkemet/Ungarn-10.3.1939 Butowo b. Moskau, hingerichtet), jüdisch-ungarischer Schriftsteller, mutmaßlicher kommunistischer Agent, angeblicher deutscher Agent. Hochschulausbildung abgebrochen. Seit 1905 Mitglied der Sozialdemokratie in Ungarn, dort ab 1906 Sekretär. Während des Ersten Weltkriegs pazifistischer Redner. 1919 führende Rolle in der kurzzeitigen ungarischen Räterepublik als Innenkommissar und Militärkommandant. Nach der Niederschlagung des Putsches Flucht ins Ausland (Bild links). Mitglied der KPD. Heirat mit der deutschen Kommunistin Erna Schaefter. Emigration in die Sowjetunion, dort Hg. der Zeitung Hammer und Sichel sowie Leiter der ungarischen Sektion im Verlag für ausländische Arbeiter in Moskau. Verhaftet am 28.2.1938 wg. Spionage und Teilnahme an einer konterrevolutionären Terrororganisation (Bild rechts); vom Militärkollegium des Obersten Gerichts der Sowjetunion am 10.3.1939 zum Tode verurteilt und am selben Tag erschossen. Wird im Frühjahr 1941 vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU ausgeschrieben als: V2, RSHA IVA2, Stapo Berlin. In der Sowjetunion am 25.2.1956 posthum rehabilitiert.
 

8. August 2021 – 60. Todestag des sowjetischen Einflussagenten Wilhelm Kropp; 120. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Funktionärs Franz Riegg

Wilhelm (Willi) Kropp (3.11.1899 Grünberg/Hessen-8.8.1961 Weimar), kommunistischer Funktionär, sowjetischer Einflussagent (Deckname: Willi Keller). 1919/20 Mitglied der KPD im Ruhrgebiet. Juni 1923 von der französischen Geheimpolizei verhaftet. Nach einem Jahr Haft Übersiedlung nach Dietz/Lahn. Verschiedene Funktionen als KPD-Funktionär und Redakteur. Am 4.5.1933 in Berlin verhaftet. Nach Entlassung aus dem KZ Sonnenburg Emigration über Saarbrücken und Paris in die Sowjetunion; dort im März 1935 eingetroffen. Mitarbeit im Sekretariat des EKKI. Oktober 1941-Februar 1942 Kursant an der Komintern-Schule in Kuschnarenkowo. Februar 1942-Februar 1943 Oberkommissar in einem sowjetischen Gefangenenlager. 1943-45 Beeinflussungsarbeit gegenüber deutschen Kriegsgefangenen an der Zentralschule 27 und im Objekt 12 unter dem Decknamen Willy Keller. 28.5.1945 Rückkehr nach Schwerin als Mitglied der Gruppe Sobottka. Sodann Parteifunktionär, u.a.: Leiter der Parteihochschule der SED.

Franz Riegg (8.8.1901 München-4.5.1945 Lübecker Bucht), kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. 1921 Eintritt in die KPD, 1923 aktiv an deren Aufstandsvorbereitungen beteiligt, sodann aus Bayern geflüchtet. Lebt ab 1924 unter dem Falschnamen Max Dänicke im Ruhrgebiet, Tätigkeit in der KPD-Presse. Ende 1927-Frühjahr 1929 Agentenausbildung an der M-Schule der Komintern in Moskau. Sodann Funktionär im AM-Apparat, zugleich Redakteur bei der KPD in Berlin. Ende 1933 verhaftet und bis Mai 1945 durchgehend in Zuchthaus- und KZ-Haft. Bei Untergang des Passagierschiffs Cap Arcona in der Lübecker Bucht Anfang Mai 1945 ums Leben gekommen.

7. August 2021 – 50. Todestag des Offiziers Enno von Rintelen; 110. Geburtstag des SD-Funktionärs und Kriegsverbrechers Martin Sandberger

Enno von Rintelen (6.11.1891 Stettin-7.8.1971 Heidelberg), Offizier, zuletzt General der Infanterie (1.7.1942). 18.9.1910 Eintritt in die preußische Armee als Fahnenjunker. Im Ersten Weltkrieg Truppenoffizier, Beförderung zum Oberleutnant (18.9.1915) und Hauptmann (18.10.1918), ausgezeichnet mit dem EK II und I. Nach 1918 Übernahme in die Reichswehr, Eingesetzt bevozugt in Stäben, ab 1.10.1921 Abwehroffizier im Gruppenkommando 1 in Berlin. Frühjahr 1924/Anfang 1925 im Stab des Gruppenkommandos 2 in Kassel. 1.10.1936-31.8.1943 Militärattaché in Rom (November 1937-April 1939 zusätzlich in Albanien) und ab 1.6.1940 zugleich Bevollmächtigter General bei der italienischen Wehrmacht, bis 1.9.1943. September 1943 Versetzung in die Führerreserve, Ende 1944 a.D.

Martin Carl Sandberger, Dr. jur. (17.8.1911 [Berlin]-Charlottenburg-30.3.2010 Stuttgart), SD-Funktionär, zuletzt SS-Standartenführer (30.1.1945). Seit Mai 1935 für den SD tätig, ab Januar 1936 hauptamtlich. 1939/40 als Sturmbannführer Leiter der Einwandererzentrale beim Chef der Sipo und des SD; zugleich stellvertretender Gruppenleiter I B (Erziehung, Ausbildung, Schulung) im RSHA. Juni-Dezember 1941 Chef der Einsatzgruppe 1 a bei der Heeresgruppe Nord; 3.10.1941-Herbst 1943 zum Teil gleichzeitig auch Kommandeur der Sipo und des SD (KdS) in Estland. Sodann Rückkehr zum Amt I des RSHA. 1.12.1943 Leiter der Gruppe VI A (Organisation) des Amtes VI (SD-Ausland); bis Kriegsende. Nach dem Krieg im Nürnberger Einsatzgruppenprozess am 10.4.1948 zum Tode verurteilt, 1951 Umwandlung in lebenslange Haft, 1958 entlassen.

6. August 2021 – 120. Geburtstag des britischen Nachrichtendienst-Offiziers Angus Campbell; 80. Todestag der Agenten Theodor Drücke und Robert Petter

Angus Campbell (6.8.1901 London-), britischer Nachrichtendienst-Offizier. ?1939 Beamter des britischen Passport-Office Berlin. Vom RSHA zuletzt in Oslo lokalisiert, sodann in England vermutet und wg. Spionageaktivitäten zur Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben (RSHA IV E 4).

Karl Theodor Drücke (auch falsch: Drucke, Druecke, Theodore) (1906 Grevenstein-6.8.1941 London, hingerichtet), deutscher Abwehr-Agent (Deckname: Francois de Deeker). Vermutlich bereits in den 1930er Jahren (?oder früher) in der deutschen Frankreich-Spionage tätig (?V-Mann-Führer: Hilmar Dierks). 12.5.1936 in Frankreich wg. Spionage zu 3 Jahren Haft verurteilt. Ab?1938 wieder auf freiem Fuß. Reist über Belgien und Holland nach Deutschland zurück. Am 30.9.1940 im Mory Firth (GB) zusammen mit Vera Chalburg und Robert Petter von einem Flugboot zur Spionage abgesetzt. Am selben Tag von britischen Sicherheitskräften festgenommen, wird er am 6.8.1941 gehängt.

Robert Petter (14.12.1915 Zürich-6.8.1941 London, hingerichtet), deutscher Abwehr-Agent (Decknamen: Keller; Werner Heinrich Wälti o. Waelti, auch: Walti; möglichweise sind Klarname und Deckname auch umgekehrt: Wälti/Petter). Vor dem Zweiten Weltkrieg angeblich Fahrer des französischen Konsuls in Hamburg. 1939 in Antwerpen, um sich dort als Funkagent der Abwehrstelle X, Hamburg,zu etablieren. Als angeblicher Schweizer Staatsbürger am 30.9.1940 im Mory Firth (GB) von einem Flugboot zur Spionage abgesetzt. Am selben Tag von britischen Sicherheitskräften in Edinburgh festgenommen; Petter wird sogleich aufgrund seines gefälschten, mit „ä“ geschriebenen britischen Passes enttarnt; er wird am 6.8.1941 gehängt.


4. August 2021 – 130. Geburtstag des SD-Funktionärs und Kriegsverbrechers Max Thomas

Max Thomas, Dr.med. (4.8.1891-November o. 3.12.1945, Selbstmord), Arzt, SD-Funktionär, zuletzt SS-Gruppenführer (9.11.1942) und Generalleutnant der Polizei. Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, ausgezeichnet mit dem EK I. Seit 1933 Mitglied der NSDAP und der SS. Oktober Inspekteur der Sipo und des SD (IdS) Wiesbaden. Juni 1940-Oktober 1941 Beauftragter des Chefs der Sipo und des SD in Frankreich. Oktober 1941-29.4.1943 Kommandeur der Einsatzgruppe C in der Sowjetunion. 1944 im SS-Personalhauptamt.


3. August 2021 – 155. Geburtstag des kommunistischen Geheimdienst-Funktionärs Friedrich Senger

Friedrich Senger (3.8.1866 Bochold-3.8.1936 Wuppertal, ?Selbstmord), Kraftfahrer, kommunistischer Geheimdienst-Funktionär. Ursprünglich Mitglied SPD, nach 1933 zum AM-Apparat der illegalen KPD, 30.7.1936 festgenommen, in der Haftzelle erhängt.


2. August 2021 – 135. Geburtstag des kommunistischen Spitzenfunktionärs Paul Bertz

Paul Bertz (2.8.1886 Mühlhausen/Thüringen-18./19.4.1950 Gera, Selbstmord), Werkzeugschlosser, kommunistischer Spitzenfunktionär, mutmaßlicher Agent (Deckname: Johann). 1910 Eintritt in die SPD, im Ersten Weltkrieg im Spartacus-Bund, ab Ende 1918/Anfang 1919 Mitglied der KPD, deren Abgeordneter 1922-25 in Sachsen und 1924-30 im Reichstag. Als sog. Linksabweichler verfemt. Nach Der NS-Machtübernahme Flucht Ende 1933 in die Niederlande, von dort 1934 nach Frankreich, Wiederaufnahme in die illegalen Parteistrukturen unter dem Decknamen Johann; in einzelnen Veröffentlichungen als Leiter der Abwehr bezeichnet. Vorn Frankreich aus Schleusungstätigkeit nach Deutschland, auch Leiter des KPD-Grenzstützpunktes Zürich. Ab August 1939 erneut in Widerspruch zur Parteilinie wg. des Hitler-Stalin-Pakts, den er verurteilt. Nach Kriegsbeginn im September 1939 als deutscher Emigrant in Frankreich interniert. Nach der Freilassung in die Schweiz ausgewichen, dort Führungsfigur in der illegalen KPD. Im Frühjahr 1941 zu Unrecht vom RSHA auf der Sonderfahndungsliste SU als: B227, RSHA IVA2-2909/36g zur Festnahme in der Sowjetunion ausgeschrieben, während sich Bertz in Wirklichkeit unerkannt in der Schweiz aufhält. Nach dem Krieg Rückkehr nach Deutschland, in die Sowjetische Besatzungszone, dort erneut als Abweichler verfemt und alsbald in Verdacht geraten, ein sog. Noel Field-Agent zu sein. Begeht, als er sich vor der Zentralen Parteikommission der SED in Ost-Berlin rechtfertigen soll, Selbstmord.

31. Juli 2021 – 50. Todestag des britischen Geheimdienstoffiziers Desmond Morton

Desmond Morton (13.11.1891 Hyde Park Gate/England-31.7.1971), britischer Offizier, Geheimdienstmitarbeiter. Schulausbildung in Eton. 1909 an der Royal Military Academy in Woolwich. Artillerieleutnant. Ab Sommer 1914 beim Britischen Expeditionskorps in Frankreich. Nach Verwundung und Genesung ab 23.7.1917 dem Feldmarschall Sir Douglas Haig als Adjutant zugeteilt; zugleich enge Verbindung zum britischen Munitionsminister Winston Churchill. 1919 zum Foreign Office abgeordnet, in Wirklichkeit zu MI 6, dort Leiter der Sektion V (Bolschewismusabwehr). 1930-39 Leiter des Industrial Intelligence Center (IIC) ; in dieser Zeit Weitergabe von Geheimdienstinformationen über die deutsche Wiederbewaffnung an Winston Churchill, der ohne Regierungsamt ist. Danach Mitarbeit beim Aufbau des Ministeriums für wirtschaftliche Kriegführung (MEW), in diesem dann 1. Assistent des Ministers. 1940-45 Persönlicher Sekretär von Winston Churchill. 1946 Delegierter bei der Interalliierten Agentur für Reparationen. 1950 Wechsel vom Schatz-Amt zum Ministerium für zivile Luftfahrt. 1953 in Ruhestand.

29. Juli 2021 – 120. Geburtstag des mutmaßlichen Agenten Davis Bengen

Davis Bengen (29.7.1901 London-? [?ders. -Februar 1978 West Hempstead/Nassau County/New York]), mutmaßlicher Agent. Wird 1940 vom RSHA in London vermutet und auf der Sonderfahndungsliste GB wg. vorangegangener Spionageaktivitäten zur Fahndung in Großbritannien ausgeschrieben (RSHA IV E 3, Stapoleitstelle München).

28. Juli 2021 – 125. Geburtstag des estnischen Geheimdienstoffiziers Richard Maasing; 110. Geburtstag des Kriminalbeamten Heinz Pannwitz; 80. Todestag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs Samuil Perewosnikow; 130. Geburtstag des finnischen Einflussagenten Waino Ilmari Pesonen

Richard Maasing (28.7.1896 Vorbuse/Estland-10.4.1976 Stockholm), estnischer Offizier. Im Ersten Weltkrieg russischer Offizier. 1918 bei der deutschen Frühjahroffensive an der Ostfront in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Ende 1935-38 (o. 1.4.1934-1.9.1939) als Oberst Leiter des estnischen Geheimdienstes (Abteilung II des Generalstabs). In dieser Funktion und danach enge Zusammenarbeit mit dem Amt Ausland/Abwehr gegen die Sowjetunion. Verlässt am 9.10.1939 Tallinn mit dem Schiff und reist über Stralsund nach Stockholm. 1938?-40 estnischer Militärattaché in Stockholm; verbleibt dort auch nach der Besetzung durch die Sowjetunion; enge Zusammenarbeit mit dem japanischen Heeresattaché Ondera Makato bei des Spionageaktivitäten gegen Deutschland und die Sowjetunion. (?Anschließend/zwischenzeitlich Übersiedlung nach Deutschland).


Heinz Pannwitz (recte: Heinz Paulsen) (28.7.1911 Berlin-1975), Kriminalbeamter, SS-Offizier. Zunächst Studium der Theologie; nach der Aufgabe 1937 Eintritt bei der Kripo, 1939 Kripokommissar in Berlin. 1940 Versetzung zur Gestapo, dort Kriminalrat, Leiter des Referats IIg (Attentate, illegaler Waffenbesitz, Sabotage) bei der Gestapo in Prag; dabei 1942 bei der Mordsache Heydrich als Leiter der Soko eingesetzt, sodann Strafversetzung zur finnisch-russischen Front. März 1943 als Kriminalrat im RSHA Chef der Sonderkommission Rote Kapelle in Paris. Begibt sich zusammen mit Anatolij Gurjewitsch im Mai 1945 in Bludenz/Österreich in französische Gefangenschaft, wird nach Paris überstellt und sodann in die Sowjetunion verbracht, 1945-55 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft; dort umfangreiche Vernehmungen, u.a. durch den Smersch-Chef Viktor Abakumow. Zu 25 Jahren Haft verurteilt. Lebt nach der Freilassung in Ludwigsburg. Sein früherer Vorgesetzter Eugen Steimle behauptet später, Pannwitz sei sowjetischer Agent gewesen.

Samuil Markowitsch Perewosnikow (ПеревозниковСамуилМаркович) (12.1.1904-28.7.1941 Moskau, hingerichtet), sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: Semjon Markowitsch Petrow, Семён Маркович Перов), Nationalität lt. Haftakte: Jude. 1922 Übersiedlung nach Deutschland, dort in Berlin Ausbildung zum Bankkaufmann. 1924 Eintritt in die KPD, gleichzeitig Sekretär der Vereinigung der sowjetischen Studenten in Deutschland. 1926 Rückkehr in die Sowjetunion, dort zur Roten Armee einberufen. Ab 1933 Mitarbeiter der INO, 1934-39 illegaler Resident in Shanghai. 1939 Rückruf nach Moskau, dort Anfang September verhaftet. Am 7.7.1941 wegen angeblicher Spionage zum Tode verurteilt und wenig später erschossen. 1967 posthum rehabilitiert.

Waino Ilmari Pesonen (28.7.1991 Helsingfors-?), Finne, deutscher Agent (Decknamen: Björkman; Erik Salin o. Sahlin). Reist 1915 illegal nach Deutschland aus und wird im (finnisch-deutschen) Jäger-Bataillon militärisch ausgebildet. Seit Herbst 1915 erneut in Finnland, um dort weitere Jäger anzuwerben. Betätigt sich ab März 1917 beim Sprenstoffverteilungsring von N in Oslo (Rautenfels-Affäre).

27. Juli 2021 – 105. Todestag des britischen Piraten Charles Fryatt

Charles Algernon Fryatt, (auch: Edward) (2.12.1872 Southampton/England-27.7.1916 Brügge/Belgien, hingerichtet), britischer Seeoffizier, Saboteur. Rammt mit seinem als U-Boot-Falle (Q-Ship) benutzen Handelsschiff im März 1915 ein deutsches U-Boot. Wyatt lässt die im Wasser treibenden deutschen Soldaten von Bord aus erschießen. Wird 1916 mit seinem Dampfer Brussels von deutschen Seestreitkräften in der Nordsee vor Holland aufgebracht; bei der Durchsuchung des Schiffes werden zahlreiche Berichte des britischen Spionagerings von Richard Tinsley aus Holland aufgefunden, die zum Auffliegen etlicher Agenten in Belgien führen. Wird im Juli 1916 im besetzten Belgien als Saboteur erschossen. Der Fall Fryatt wird von den Kriegführenden beider Seiten für propagandistische Zwecke ausgeschlachtet. Die englische Seite behauptet noch heute, das U-Boot sei gar nicht gesunken.


25. Juli 2021 – 80. Todestag des Komintern-Agenten Willi Gall

Willi Gall (3.10.1908 Falkenstein/Vogtland-25.7.1941 Berlin-Plötzensee, hingerichtet), kommunistischer Funktionär, Komintern-Agent. Lehre als Dreher. 1929 Eintritt in die KPD. Funktionär in der Unterbezirksgruppe Zittau. 1933 Flucht in die Tschechoslowakei, bei der sog. Grenzarbeit mehrfach Einreise nach Deutschland. 1938/39 in Dänemark. Von dort imAugust 1939 illegale Einreise nach Berlin. Versucht dort, Verbindungen wiederaufzubauen. Hierbei im Dezember 1939 festgenommen. Zum Tode verurteilt und hingerichtet.


23. Juli 2021 – 110. Geburtstag des sowjetischen Geheimdienstfunktionärs Norman Borodin

Norman Michailowitsch Borodin (БородинНорманМихаилович; urspr. Grusenberg, Грузенберг) (23.7.1911 Chikago/USA-8.1974), sowjetischer Geheimdienstfunktionär (Deckname: Granit), zuletzt Oberst. Sohn des Revolutionärs Michail Borodin. 1923 zusammen mit der Mutter Übersiedlung aus den USA in die Sowjetunion. Seit März 1930 Mitarbeiter der ® INO in der ® OGPU. 1931-33 Agent der INO in Berlin. 1934 Rückkehr mach Moskau, Studium an der Militärchemischen Akademie der Roten Armee. 1937 Ernennung zum Stellvertreter des illegalen Residenten Itschak A. Achmerow in den USA. Als Student getarnt, wirbt er mehrere Quellen in der Lateinamerikaabteilung des State Departments an. 1938 Rückkehr in die Sowjetunion, während des Krieges NKWD-Mitarbeiter in Moskau (nach anderer, aber unwahrscheinlicher Darstellung während des Krieges als Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes getarnt in Berlin). 1949 verhaftet und nach Karaganda deportiert. 1955 in das KGB aufgenommen, dort Leiter der Abteilung für die Arbeit mit ausländischen Korrespondenten. 1961-67 Chef der aktiven Reserve der PGU des KGB, gleichzeitig Chefredakteur bei Nowostij; publiziert dort unter den Pseudonymen: N. Bardin, N. Barojan, N. Borisow, N. Tariblow. – Borodin dient dem sowjetischen Autor Julian Semerow als literarisches Vorbild für dessen (erfundenen) Helden Maxim Issajew, alias SS-Standartenführer Otto von Stierlitz in der Spionageschnulze Siebzehn Augenblicke im Frühling, die in der Spionageliteratur als Selbstläufer für viel Verwirrung gesorgt hat.
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