24. August 2025
Nachtgedanken: Ein Problem beim
Schreiben türmt sich wie eine graue Nebelwand auf. Man tastet sich vorwärts und
bemerkt überrascht, dass schon einzelne andere vor einem selbst dawaren. Man
hört ihnen zu und siehe da, es wird ein Weg sichtbar. Jetzt muss man beherzt
losgehen, denn sonst besteht die Gefahr, auf ausgetretenen Pfaden zu wandeln,
die überall hinführen mögen, nur nicht als Ziel.
Nachgedanken (2): Das
Vorstehende war der gestrigen Suche nach dem Bolton-Buch geschuldet. Ich
fand es nicht, stattdessen vieles, was ich längst vergessen hatte, darunter die
Memoiren von George Kennan, den amerikanischen Spitzendiplomaten. Man nennt ihn
nicht zu unrecht den Architekten der Nachkriegszeit. Ich las mich zwei Stunden
fest, bis ich bemerkte, dass er mich völlig vom Weg abführte.
Nachtgedanken (3):
Immerhin bestätigte mich meine Lektüre in dem Vorurteil, dass die
US-Außenpolitik dem Gang eines Betrunkenen ähnelt, weil sie in den
Spitzenpositionen einschließlich der Botschafterposten von reichen Narren
betrieben wird, die von Präsident zu Präsident zu wechseln pflegen. Der jetzige
hat schon wieder ein 14-Tages-Ultimatum in die Welt gesetzt, den Krieg zu
beenden. Es richtet sich an Russland und die Ukraine zugleich. Mir ist nicht
ganz klar, mit was er den beiden drohen will. Dem einen mit Eingreifen, dem
anderen mit dem Gegenteil? Das wird nichts werden.
23. August 2025
The Room Where It Happened (der Raum, wo es passierte) hieß das Memoiren-Buch,
mit dem sich der geschasste US-Sicherheitsberater John Bolton an dem damaligen
Noch-Präsidenten Trump rächte. Ich schenkte mir den Erwerb, weil ich mir zu
recht vorstellte, es werde bald auf dem Ramsch landen. Gestern schien es mir
wieder aktuell zu sein, als das FBI das Haus von Bolton wg. des Vorwurfs publizistischen
Geheimnisverrats durchsuchte. Was immer da dran sein mag, eins ist sicher: Der
Don ist nachtragend, denn Bolton hatte vor Kurzem noch erklärt, Trump sei
mental amtsunfähig.
US-Kabale (2): Ich kann das Bolton-Werk in meinen
Amerika-Stapeln nicht finden. Stattdessen entdecke ich das vermutlich
ungelesene Buch von Timm Weiner Macht und Wahn. Der amerikanische
Starreporter konnte sich nicht so richtig entscheiden, wie er die Handlungen
der verschiedenen US-Regierungen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einordnen
sollte. Klar für ihn war lediglich, dass Russland bis heute der Hauptfeind
gewesen und auch noch ist. Als das Buch 2021 erschien, war kurz drauf über
Nacht der Ukrainekrieg Wirklichkeit geworden. Da landete das Werk, das auch
sogleich ins Deutsche übertragen worden war, auf dem Ramsch. Ganz zu unrecht,
wie ich finde. Besser kann man Amerikas Einmischung in der Ukraine kaum
begründen. Für Leute wie Weiner ist Putin expressis Verbis die Wiedergeburt des
Massenmörders Stalin. Man muss diesen Standpunkt durchaus nicht teilen, aber er
hilft beim Verstehen.
Man sagt, die Mecklenburger
bräuchten für gewöhnlich etwas länger. So kommt es, dass die Firma Milram den
Neger als Markenzeichen entdeckt hat, jetzt wo im fernen und guten Amerika die
Gegenbewegung Fahrt aufnimmt. Noch hat mich keiner der Diversen aus dem Regal
angegrinst, was daran liegen mag, dass ich nach dem Müritzer nicht Ausschau zu halten
pflege. Frage mich nun aber, wie der alte totenbleiche Mann (links auf der
Packung) mit der halbdunklen jungen Frau zum dargestellten Nachwuchs kommt. Mendels
Gesetze durch Käsegenuss widerlegt?

Auch Käse (2): Was das die Gazetten über die
Äußerungen unserer Polit-Heroen scheiben. Putin müsse jetzt liefern. Das ist
Wunschdenken von Leuten auf der Verliererstraße.
Auch Käse (3): Habe gestern
gegen alle guten Vorsätze verstoßen und bei der Bundesmärchenzentrale 3
Russlandbücher bestellt (25 €). Sie werden diese Woche noch bei mir eintrudeln,
und ich bin gespannt, wie lange mich meine Disziplin zum Lesen zwingen wird.
Wenn man den Gegner wirksam bekämpfen will, sollte man sich in seinen Absichten
gut auskennen. Ich sehe im Moment fünf, sechs Leute vor mir, wie sie die Augen
verdrehen.
So geht Unseredemokratie:
Der OB-Kandidat der AfD in Ludwigshafen wird per Mehrheitsbeschluss der
örtlichen Potentaten gar nicht erst zur Wahl zugelassen. Das verstößt offensichtlich
gegen Artikel 21 GG, doch anderer Ansicht ist die dortige Gerichtsbarkeit. Sie
verweist den Mann auf die Möglichkeit, nach der Wahl seine Bedenken geltend zu
machen.
Die Lage an der Ostfront bleibt kompliziert. Nachdem ukrainische Drohnen
letzte Woche die russische Öllieferung per Pipeline nach Ungarn (südlicher
Zweig der Drushba) unterbrochen haben, teilt der Außenminister aus Budapest
mit, dies sei ein Kriegshandlung gegen sein Land, das sich mit niemandem im
Krieg befinde, auch mit Russland nicht. Wenn er jetzt den Artikel 5 de
Nato-Vertrages ausriefe, würden die anderen vermutlich staunen oder den Ungarn
raten, sich ein anderes Bündnis zu suchen. Da fehlt nicht mehr viel.
19. August 2025
Schweigen zum gestrigen Thing
im Weißen Haus war im Vorfeld angemessen, denn es hat sich dort im Grunde
nichts von Belang bewegt. Lediglich die bisherige Bedingung
Erst-Waffenstillstand-dann-Friedensgespräche ist vom westlichen Tisch
verschwunden, als wäre davon nie die Rede gewesen. Dafür wurde im Gegenzug von
Putin, der unsichtbar zwar, aber wie ein stummer Gast dabei war, nichts
eingekauft. Die Gebietsverluste wurden vernebelnd Gebietstausch genannt, so als
wenn von der bisherigen Grundforderung, Herstellung der Grenzen von 2014, nie
die Rede gewesen wäre. Die für den Bestand der Dann-Ukraine abzugebenden
Sicherheitsgarantien blieben vage – Nato-ähnlich bedeutet keine Mitgliedschaft.
Fazit: Der Krieg geht weiter, bis Putin ihn beendet.
Der große Thing (2): Neu
war immerhin die Zusammensetzung: Neben dem Don saßen die kleine Römerin und
Fritz der Kanzler, auf der anderen Seite die Herren aus F und GB. Ihnen
gegenüber Nato-Rutte, der kleine Mann aus Kiew und die Ursula aus Brüssel und
einer den ich nicht zuordnen konnte. Las hernach, es sei der finnische Präsident
Stubb gewesen. Trump müsste nicht Trump sein, wenn er hernach nicht dessen
Golf-Spiel gelobt hätte.
Der große Thing (3): Frage mich beim erneuten
betrachten der Bilder: Wo waren die lautesten Kriegsschreier aus Warschau?
Wollten sie nicht dabei gewesen sein, oder lud sie niemand ein? Man wird die
dortigen Reaktionen abwarten müssen, um klarer zu sehen.
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